Flugzeugselbstbau |
Holz und Tuch | Metall | Kunststoff |
Natürlich wird jemand, der ein Flugzeug bauen will, auch damit fliegen wollen, also hat er einen Flugschein, eine Pilotenlizenz, oder strebt sie an. Aus dieser ergibt sich dann schon, welche Zulassungsklasse in Frage kommt: |
Ultraleicht - UL | Experimental |
entweder ein Ultraleichtflugzeug, kurz UL, oder ein Experimental, in Deutschland auch E-Klasse genannt, (das Kennzeichen "D-Exxx") in Frankreich FoxPapa, wegen des Kennzeichenbeginns "F-Pxxx". Für jemanden, der erst einmal hineinschnuppern will in die Vielfalt der Selbstbaumöglichkeiten, gibt es in Deutschland das Jahrbuch "Flügel der Welt", das jede größere Bahnhofsbuchhandlung hat. Daneben gibt es auch die gleichnamige Monatszeitschrift. Auch ist es sinnvoll, bzw.notwendig, sich einer Selbstbauvereinigung
anzuschließen, mit deren Hilfe dann (z.B. in Deutschland) die
unvermeidlichen amtlichen Vorgänge, der notwendige Papierkrieg
geführt wird. (Denn bevor ein Eigenbau in die Luft darf,
muß er den Segen der nationalen Luftfahrtbehörde
haben.) - Ich will hier berichten, wie es mit meinem
Flugzeugbau gegangen ist. |
Wie auf
einer Perlenschnur aneinandergereiht kann man sie im Endanflug
beobachten. Auf diesem Bild sieht man gut, wie sie bei schönem Wetter
in großer Zahl nach der Landung zum Abstellplatz rollen. |
Dieser "gelbe Vogel" gefiel mir aus mehreren Gründen:
Seine Bauweise ist Holz und Tuchbespannung. Holzbearbeitung traute ich
mir zu. Man kann sehr viel selber machen, so daß für viele Teile nur
Materialkosten anfallen und die eigene Arbeit.
Es ist ein Zweisitzer - Nebeneinander. - Gemeinsam fliegen ist schöner,
und es sieht der Fluggast nicht nur den Hinterkopf des Piloten.
Es ist kein Tiefdecker, wie die meisten anderen französischen
Eigenbauten. Also sieht man mehr von der Gegend, die man überfliegt,
weil kein Flügel große Blickwinkel zur Seite unten abdeckt.
Herr Pottier hat, zur Förderung des Eigenbaugedankens, die Pläne für
den Nachbau dieses Flugzeuges jedem Mitglied der RSA freigegeben und in
der Clubzeitschrift "Cahiers du RSA" veröffentlicht. (Freilich habe ich
die Bauanleitung erst einmal ins Deutsche übersetzt).
Und dann hat mir noch ein sehr lieber französischer Fliegerfreund, der
leider nicht mehr lebt, Herr Alphons Schwoerer aus Thionville, sehr zum
Bau zugeraten.
So ist ein neues Flugzeug umlagert von interessierten Flugzeugenthusiasten:
.
Und wie ging es nun mit dem Bau?
Die Pläne wurden studiert und das Holz und Leim bestellt. Als
Holz verwendete ich Oregonpine, von dem ich drei Kanthölzer
von 7,5cm x 9cm x 5m kaufen konnte. Es war vollkommen astfrei, war
feinjährig, parallel und rechtwinklig im Maserungsverlauf,
also ideal. Ich ließ es bei einem Tischler nach meiner Skizze
zu den benötigten Leisten aufschneiden, was eine gute Stunde
kostete. - Als Sperrholz brauchte ich Okoumé, 1,6mm, 3mm und
10mm stark. Zum Leimen verwendete ich das bewährte Aerodux,
das ich von den Winterarbeiten an den alten Segelfliegern im Verein
kannte. - Ich sagte schon: die Mithilfe bei den Werkstattarbeiten zur
Wartung und Instandsetzung der vereinseigenen Flugzeuge ist nicht eine
lästige Mitgliedspflicht, sondern eine fast unbezahlbare Lehre
nebenbei.-
Im Werkstattraum wurde als erstes ein Arbeitstisch gebaut von 1,30m x
3,50m. Ebenfalls nach Pottiers Anleitung. Das benötigte
Werkzeug hatte ich zum großen Teil. Ich benutzte eine
Tischkreissäge, eine Bandsäge, eine
Stichsäge, Bohrmaschine, ca. 30 Schraubzwingen, einen
Schleifbock und als unübertreffliches Universalwerkzeug die
"Powerfeile" von Black und Decker. Einige Steckdosen und
Leuchtröhren wurden noch montiert, so daß es in der
Kellerwerkstatt fast taghell sein konnte.
Um Übung zu bekommen, begann ich mit kleineren Teilen, dem
Leitwerk:
Danach ging es dann zügig weiter mit dem Bau von
Rippen und Holm:
Und dann sah man schon die Tragflügel wachsen:
Eine Herausforderung war dann die Beplankung der Flügelnase mit dem
1,6mm Okumée-Sperrholz. Das Biegen des Nasenradius habe ich gemäß dem
Vorschlag von Herrn Pottier mit Wärme gemacht statt mit Wasser. Ein
Alurohr mit 40mm Durchmesser wurde 2mm über der Tischplatte befestigt
und von einer Seite mit einem Industrieföhn beheizt. Die
daruntergeschobene Sperrholzplatte wurde entlang einer Bleistiftlinie
langsam hochgebogen, herumgeklappt, und mit Zwingen festgehalten. Nach
dem Erkalten blieb der erreichte Nasenradius sauber in Form.
.
Danach mußten noch Klappen- und Querruderbetätigungen eingebaut
werden, dann waren die Flächen fertig zum Bespannen und bis dahin waren
sie im Weg.
Also wurden sie unter die Decke gehängt: |
...und am anderen Ende hilft mir Sohn Andreas. |
Mittlerweile war auch ein wichtiges Problem gelöst:
Die Flächen werden knapp durch ein Kellerfenster hinausgehen,
zentimetergenau. Und für den Rumpf werden die Seiten und separat alle
übrigen Teile gefertigt, aber zusammengesetzt wird er dann in der
Garage. (Für den gesamten Rumpf hätte man ein größeres Loch in der
Kellerwand und eine schräge Abgrabung zum Garten hin gebraucht.)
Und hier
unten liegt C5 auf dem Arbeitstisch, die Rückwand des Cockpits. Die
Durchreiche zum Gepäckfach ist noch nicht ausgeschnitten. Hier liegt das Gerippe der beiden Seitenteile. >>> |
Dann können schon mal einige Teile mit Zwingen zusammengespannt werden, damit man sieht, wie es zusammenpaßt. Verleimen darf ich noch nichts, denn es soll ja noch alles durch das Kellerfenster hinaus. - Am Wochenende kommen wieder mal Sohn und Enkel vorbei, um Opas Baufortschritte zu begutachten. (Die Damen wollten nicht mit aufs Bild.) |
Und wenn die Zeit gekommen ist, muß das Werk ans Tageslicht. Hier
die Bilder von der Geburt der ersten Fläche, ich ziehe
draußen.....während Freund Herbert drunten schiebt. Es ging nur ganz
knapp, aber es ging.
So schön ist ein Flügel im Freien!
Für den weiteren Zusammenbau mußte der PKW aus der Garage. Es war
eine sehr enge Werkstatt,in der nun gearbeitet wurde, aber es ging. In
den kalten Winterwochen konnte ein elektrischer Heizlüfter den kleinen
Raum gut erwärmen.
Ein freudiges Ereignis war es dann, als das Fahrwerk montiert war und der Rumpf "auf eigenen Beinen" in den Hof rollen konnte.
Auf den letzten drei Bildern kann man sehen, daß ich dem kleinen Flugzeug einen Rettungsfallschirm angepaßt habe.
(Ein eigener Artikel hierzu wird erreicht mit Klick auf "Fallschirm-Parachute",
auch links in der Navigationsleiste.)
Der Verlauf der vorderen Leinen ist gut zu erkennen. Der Packsack mit
der Auszugsrakete hat hinter dem Gepäckfach Platz bekommen, gegenüber
der Batterie. So ist auch das Schwerpunktproblem gelöst worden, das bei
anderen P130ern etliche Kilo Ballast am Leitwerk erforderlich machte.
Im "Rohbau" war der Flieger nun soweit, daß er der Abnahmebehörde
vorgestellt werden konnte. Da er eine französische Zulassung bekommen
sollte, so war die Gelegenheit
günstig, diese "1ère Visite"
auf einen Termin zu legen, der sowieso nach Frankreich führte:
das alljährliche RSA-Treffen der Flugzeug-Eigenbauer, 2002 in
Epinal. Am Freitag vormittags kamen die Herren aus Metz, die sich den
Flieger genau anschauten und dann für den Weiterbau freigaben.
Auch Herr Jean Pottier, der Konstrukteur dieses Flugzeugtyps,
sah sich den Flieger genau an, vor allem fragte er nach den
vorgenommenen Verstärkungen und dem Fallschirm. Er war sehr
zufrieden, nur von dem damals vorgesehenen Zweitaktmotor riet er mir
ab. - Mit vielen Eindrücken und Anregungen versehen ging es
wieder heim und es begann der zweite Teil des Flugzeugbaus, der zur
Endabnahme (2me Visite) führte. Aber
bis dahin war noch viel zu tun.
Ein ganz großes Problem löste sich bald: Wo
finde ich den Platz für die weiteren Arbeiten,besonders
für das Bespannen der Flächen und des Rumpfes? Eine
Tischlerei im benachbarten Oesterreich hat den Betrieb aufgegeben und
es stand viel Platz günstig zur Verfügung.
Die "Firewall" wurde gebaut aus 0,4mm Edelstahlblech,
unterfüttert mit 5mm Korkplatte. Darauf wurde dann der Motor
montiert. Ein (vom VW-Industriemotor abgeleiteter) Limbach 1700EA mit
65 PS, der schon an einem Scheibe-Motorsegler gedient hatte.
Nun sieht es schon bald fertig aus. Die Motorabdeckung fehlt noch. Das ist noch eine etwas mühselige Arbeit.
Enkel Dominik kommt und hilft gern. Hier schleift er die grundierte Motorhaube:
Nachdem alles mit der Rolle lackiert ist, hat man schon eine
gute Vorstellung davon, wie das fertige Flugzeug einmal dastehen wird.
Die Zierstreifen und die Kennung wird ausgeschnitten und aufgeklebt, das sieht schon gut aus.
Ein gut bezahlbarer Hallenplatz für den Flieger ist aber nicht in
Sicht, daher entschließe ich mich dazu, einen Anhänger zu bauen, der
ein mobiler Hangar sein soll. Mittlerweile weiß ich ja auch, daß ein
Zusammenbau in weniger als einer halben Stunde gut zu machen ist, und
nur für einige Minuten eine zweite Person als Helfer benötigt wird, um
die Tragflächen anzustecken. Die vier Schrauben auf jeder Seite
festziehen kann ich dann schon wieder allein. Der Abbau ist genau so
einfach.
Bei einem Anhängerhersteller in der Nähe wird das
Grundfahrzeug mit Bodenplatte bestellt, den Aufbau mache ich dann
wieder selber aus Alu-Vierkantprofilen und Alublech.
Bald ist das wetterfeste Blechgehäuse fertig
Ausprobieren, wie der Flieger hineinpaßt,
Klappe zu und abfahren!
So kann der Flieger dann auch daheim auf dem Hof stehen, dort gepflegt werden und auf den nächsten Flugtag warten.
Die meistgestellte Frage: Wo gibt es die Pläne?
Schreiben Sie an die Witwe des verstorbenen Herrn Pottier, dort können Sie die Baulizenz und Pläne für ca. 200€ bekommen.
Mme.Genevieve Pottier, 4 manoir de Denouval, F - 78570 Andrésy, Frankreich
Ihre e-mail-Adresse ist:
pottier.genevieve@free.fr
Und nun die letzte Meldung: Ich habe das Flugzeug verkauft. Es ist in Frankreich und wird nach einigem Umbau als UL(M) weiterfliegen.
Ich
grüße und verabschiede mich von allen
Flugzeug-Selbstbau-Freunden. Ich bin mittlerweile über 80 Jahre alt und
widme mich einem anderen Hobby: Ich singe Baßstimme in zwei Chören. -
Wenn es Sie interessiert, hier die Homepages der beiden Chöre:
www.singgemeinschaft-freilassing.de und www.musikfreunde-laufen.de